das gehirn besäße eine ungeheure plastizität und produziere in jedem lebensalter massenhaft neue nervenzellen, vorausgesetzt, man liege nicht auf dem sofa herum und sehe fern. das sagen die wissenschaftler. herumliegen und in die glotze gucken seien nervengift und den morbus alzheimer habe man damit so gut wie in der tasche.





die forscher des frischen denkens raten zu viel bewegung und tanz statt sitzen und zu viel sozialer abwechslung statt trübem glotzenbrei. also habe ich mir drei zusätzliche strategien zur produktionssteigerung von funkelnagelneuen nervenzellen ausgedacht:

alles mit links
ich gebe ab sofort zahlenkombinationen nur noch mit links ein und schreibe meinen namen nie wieder rechts.

alt gegen neu
ich kenne leute, die erzählen mir wann immer ich sie treffe das gleiche und in der letzten zeit dinge, die ich sowieso nicht wissen will. das ging mir buchstäblich auf die nerven und ich bin mir sicher, dass mein oberstübchen, während ich mit diesen leuten gesprochen habe, die produktion neuer zellen garantiert zurückgefahren, wenn nicht gar komplett eingestellt hat. ich treffe jetzt neue leute.

von jumping jacks zu coyote dance
leider sinkt das niveau einiger trainer meines sportstudios auf den erbärmlichen stand der achtziger jahre ab, jener fernen zeit, in der der pinke animal-print-stringtanga der jane fonda die quietschgelbe leggings zentimetertief in die ritze rieb.

der derzeit steinzeitlichste trainer zwingt die teilnehmer zu den für bewegungslegastheniker hervorragend geeigneten jumping jacks, einem koordinativ anspruchslosen bewegungsablauf, der seit jahrzehnten ausgestorben ist, weil er den gelenken viel zu viel leid zufügt, das gehirn komplett verblöden lässt und man dabei nicht die geringste chance hat, elegant oder gar elfengleich auszusehen.

deutschland hat einen sprachrat. das wusste ich nicht. dieser rat fahndet jetzt nach ausgewanderten wörtern. wörter, denen es in der deutschen sprache zu langweilig geworden ist und die sich auf den weg in fremde sprachen gemacht haben. mir fallen auf anhieb nur der blitzkrieg, die angst und der zeitgeist ein, die mittlerweile in den usa einen zweiten wohnsitz haben. ich bin sicher, dass die der sprachrat bereits aufgefunden hat.

ich kann verstehen, dass sich deutsche wörter woanders ein schönes leben machen. nur zu, denke ich und beneide sie, weil es für sie so einfach ist, grenzen zu überwinden und langfristig in miami beach rumzulungern.

ich bin auch eine freundin von fremden wörtern in der deutschen sprache. egal, ob es hübsche griechen, schicke römer, elegante franzosen oder die so oft gescholtenen angelsachsen sind - herzlich willkommen. nur einem neuen begriff hätte ich rigoros die einreise verweigert und jedes asylverfahren kategorisch abgelehnt: "public viewing".

ich weiss, wer diesen begriff illegal eingeschleust hat. beckmann. ich ging vor einigen tagen an meinem fernseher vorbei, als sich beckmann's stimme wie immer äusserst unangenehm in mein unschuldiges ohr näselte und er "public viewing" sagte. oh, dieser blöde angeber, dachte ich, typisch. warum spricht der nicht deutsch mit den leuten!? peinlich. am nächsten tag lese ich den ausdruck bei SPON, so als sei es die grösste selbstverständlichkeit der welt. die deutschen gehen statt zur öffentlichen übertragung zum "public viewing" auf dem "fan fest".

nun sitze ich vor der glotze und auch der delling faselt was von "public viewing". wenn jetzt noch netzer diesen ausdruck benutzt, rufe ich die einwanderungspolizei.

oh please.